Nun habe ich bei Beckmann (Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes, 1894) etwas nach dem Manchester-Terrier (den Toy nicht ausgenommen) gestöbert. Also hier die Ergebnisse:
L. Beckmann zeigt im zweiten Band seines umfangreichen Standardwerkes eine schöne Zeichnung (Seitentafel) mit glatthaarigen Terriern (Bull, Fox, Black-and-Tan, White und Toy). Alle kupiert (wie damals üblich), der Black-and-Tan-Terrier und Toy im Vergleich mit heute unverändert, der White-T. eigentlich Black-and-Tan-Terrier in Weiß (der Fox von damals ist eher dem heutigen Jack-Russel-T. ähnlich, der Bull-T. etwas eleganter mit "normalem" Kopf ohne Down-Face). Dem Manchester-Terrier (Der schwarz-gelbe englische Terrier /The Black and Tan Terrier/ genannt) widmet der Autor 4 Seiten Text und außer der genannten Tafel noch eine kleinere Zeichnung mit dem Black-and-Tan-Terrier Tom-Bowling (geworfen im Februar 1888) eines der ältesten deutschen Black-and-Tan-Terrier-Züchter, Herrn Schiever aus Hannover. Die anderen bekannten Züchter waren damals Herr Esser aus Köln und Herr Dr.jur. Wolf aus Braunschweig.
Das heißt also, in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts war der Black-and-Tan-Terrier in D eine bereits gut eingeführte Rasse. Die auf den meisten deutschsprachigen Homepages angeführte Information, dass der Manchester-Terrier um die Jahrhundertwende nach D kam, ist also etwas irreführend, denn zu diesem Zeitpunkt (1900) hat es nachweislich bereits eine 20-jährige Manchester-Terrier-Population in Eurem Lande gegeben.
Beckmann erwähnt den alten Black-and-Tan-Terrier-Typ, der gedrungener war und sich als Erdhund bei Fuchsjagd gut eignete, wobei der heutige Typ eher als Rattenfänger und Haus- und Begleithund geeignet ist. Er zitiert Idstone: "Der heutige Black and Tan ist ein Hund, welcher einem Prediger oder Friedensrichter folgen kann, und der Respektabilität seines Herrn eher nützt als schadet, während Bulldog, Bullterrier, Pointer und Setter schwerlich als beständige Begleiter eines im Amt und Würden stehenden Mannes gedacht werden können."
Weiter führt Beckmann an: "Der alte Black and tan terrier war, wie die "andersfarbigen" kurzhaarigen Terrier bis zu Anfang dieses Jahrhunderts ein stärkeres, dickköpfigeres und breitbrüstigeres Thier, als der heutige Hund dieses Namens und erninnerte eher an unsere alten deutschen Pinscher, welche möglicherweise nichts Anderes sind, als unveredelte Black and tans." Da wird Zelters Brief an Goethe mir immer mehr ins Gedächtnis gerufen, und es taucht immer die Frage auf, ob der so genannte "deutsche" Pinscher wirklich in D seine Herkunft hat...
Nach Beckmann hat es 1863 auf der ersten Londoner Internationalen Hundeausstellung 31 Meldungen in der Klasse der Black-and-Tan-Terrier über 7 Pfund gegeben. "In den 70er Jahren ward die äußere Erscheinung dieser Hunde zunächst durch Mr. Sam Handley von Manchester bedeutend umgestaltet und veredelt und wahrscheinlich war dies die Ursache, dass man die Black and tan Terrier - nach dem Vorgange des Kennelclubs - für eine Zeitlang als "Manchester-Terries" bezeichnete. Diese Benennung ist inzwischen wieder aufgehoben." Ganz kurz berichtet Beckmann über den Toy, der jedoch nach seinen Angaben noch viel beliebter als der Standardtyp war (1865 in Islington 38 Meldungen Black-and-Tan-Terrier unter 5 Pfund!).
Es ist eigentlich eine Ehre für jeden, so ein lebendes Stück Geschichte zu Hause zu haben!

Viele Grüße
Karl