Duncan hatte schon als Welpe Angst, immer Angst und hat sich verschlossen, komplett eingeigelt. Auch Draußen, keine Neugier, kein Spiel, auch nicht Hinsetzen und sich weigern weiterzulaufen. Vielmehr hat er die Ohren angelegt, den Schwanz eingeklemmt, den Rücken gekrümmt und ist hinter Max hergetrabt, ohne nach rechts und links zu sehen, wie aufgezogen.
Ich habe die Angst gesehen, sie nicht verstanden und wenn es mich zu sehr gebarmt hat, dann habe ich ihn auf den Arm genommen und in meine Jacke geschoben. Da hat er vor sich hingezittert bis er einschlief.
Zuhause hat er den Korb vorgezogen wie ein Versteck, das Zuhause nicht erkundet, er wollte einfach nicht in dieser Welt sein und hat so getan als sehe er nichts, weil dann die Welt ihn auch nicht sieht. In die Welpenschule, die wirklich nett war, bin ich nur einige Male gegangen. Es war schrecklich für ihn. Denn plötzlich kam die Welt in Form von anderen Hunden und Menschen und Übungen zu ihm, drang auf ihn ein. Hinterher ging es ihm schlecht und er hat mich noch mehr gefürchtet, weil ich einfach schuld war. Er hat alles Böse mit mir verknüpft

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Duncan hat als Welpe nie etwas kaputt gemacht, kein Klopapier durchs Haus gezogen, keine Schuhe gestohlen, keine Zeitung zerrissen, kein Essen vom Tisch gestohlen, es war als wäre er gar nicht da. Es war für uns beide schrecklich. Ich hatte mir meinen Welpen so nicht vorgestellt, sondern mich auf den Unsinn, die Toberei und das gemeinsame Lachen gefreut.
Leider kam ich nicht an ihn ran, kein Mensch um genau zu sein. Nur mein Westie und nach einigen Monaten der jüngere Hund meiner liebsten Freundin. Ihr jüngerer Hund ist sehr triebstark mit Spurlaut und lebhaft. Das ist irgendwie zu Duncan durchgedrungen. Dann haben wir besonders viel Zeit zusammen verbracht und da mich der Hund sehr mag, habe ich ihn und meinen Westie benutzt, um Duncan zu zeigen, dass ich ganz toll bin.
Und ich habe gelernt, dass ich Duncan nicht etwas verbieten darf, sondern sozusagen ein Gegenkommando geben muss. Rennt er in den Wald, dann "raus da", aber freundlich!, Duncan kommt nicht gern zurück, also ist unsere Lösung, Pfiff, Sitz und Warte, oder Halt oder Lieblingsübung durch die Beine. Eine Absicht muss ihm angekündigt werden. Also, nicht einfach Halsband oder Geschirr an den Hund, sondern "Duncini, komm anziehen" und dann kontrolliert nach dem Hund greifen. Dasselbe Kommando gilt für Anleinen. Er weiß dann vorher, dass ich nach ihm greifen werde.
Ebenso nie nach dem Kopf oder Hals zuerst greifen. Seitwärts Richtung Schulter die Hand führen, dabei darf nichts anderes den Hund berühren, wie zB die herabhängende Hundepfeife, Schalende, Ende der Leine, da er das nicht kommen sehen kann.
Wenn ihn etwas ängstigt, dann gibt er immer erst mir die Schuld. Beobachte ich ihn, dann deutet er es als fixieren, also Bedrohung. Will ich ihn also bei Angst beruhigen, dann gehe ich nicht in seine Richtung, sondern vergrößere den Abstand, wende demonstrativ den Kopf/ Blick ab, im Extremfall hocke ich mich hin und bedecke das Gesicht. Ich bin dann keine Bedrohung, also nicht Schuld an der Situation und der Hund kommt zu mir.
Naja, so könnte ich jetzt ewig weitermachen. Es ist für mich ein sehr komplizierter Tanz und ich lerne bei ihm noch dazu. Ein Kardinalfehler sind aber immer schnelle Bewegungen in seine Richtung, sei es Greifen oder Laufen.
Mittlerweile hat er gelernt, dass ich mal huste oder niese, ohne dass das Folgen für ihn hat. Das ich mal nicht rhythmisch und gleichmäßig gehe, sondern hinke, schlurfe, hopse. Diese ganzen Dinge passieren eben mal, weichen aber von der Norm ab und geschehen unvorhergesehen. Duncan haßt Überrschungen. Seine Welt muss ordentlich sein, überschaubar.
Ich muss mich als Mensch bemühen für Duncan berechenbar zu sein, zuverlässig, immer liebevoll, immer auch ganz eindeutig in dem, was ich von ihm will. Kommandos am besten immer mit dem Körper betonen und meinen Körper immer kontrollieren. Schlimm ist, wenn ich mal stolpere und dadurch unvermutet eine Berührung entsteht. Dann bin ich unberechenbar und nicht zuverlässig und werde erstmal mißtrauisch beäugt.
Es ist anstregend, weil ich nur einen Menschen kenne, bei dem ich Duncan in Pflege geben kann, wenn er mal nicht mit kann. Max kann überall hin. Aber Duncan... und selbst meine Freundin gibt ehrlich zu, dass sie ohne ihren jüngeren Hund mit Duncan Probleme hat und sich sehr konzentrieren muss. Meine Freundin ist als Ausbilderin für Rettungshunde und Trainerin für Obedience und Agility wirklich qualifiziert und sie mag Duncan sehr gern, er sie auch, sie darf ihn mit dem Finger in die Seite pieken (!). Aber was ist, wenn ich mal krank bin und meine Freundin verhindert?
Steffi