Von mir auch mal nen Buchtipp..

Fragen, Antworten und Tipps zu Büchern rund um den Manchester Terrier und allgemeine Themen um den Hund.
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monsters
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Von mir auch mal nen Buchtipp..

Beitrag von monsters » 26.06.2005, 23:02

"SO DENKT IHR HUND MIT!" von Nina Miodragovic

Ich hatte in dem aktuellen Buchnewsletter von Heike : www.cairn-energie.de davon gelesen und nun hat der Postbote mir das grad gebracht. Sicher für MTBesitzer mit Obedience/Sportambitionen ein klasse Buch.

Beim ersten Durchblättern bin ich sehr positiv überrascht:

Ein langer Teil über Lerntheorien:
Wann kann Lernen überhaupt stattfinden?
Wie lernt ein Hund?
Weshalb Hund etwas tun?
Löschung und Löschungstrotz
Pausen-vom Hund gewählte und von uns gesetzte
Belohnen-womit, wo und wie oft?
Bestrafen-wie und wofür?

Das sind die Zwischenüberschriften. Generell scheint sie auf Dinge wie Sicherheit, Stress, Stressaubbau durch genug und ausreichende Pausen sehr einzugehen.


2. und 3. Teil beschäftigen sich mit Clickertrainung und Cross-Overteams.

4, und 5. Teil, beschäftigen sich mit den einzelnen Elementen einer Unterordung und Obedience.
Aufgebaut wird meist über Clicker, sehr anschaulich über viele sehr gute Foddos.

Generell ein Buch für Leute, die gerne Präzionsarbeit mögen und über positive Verstärkung und Clicker arbeiten möchten-mit dem Hund als begeisterten Teampartner und nicht als Befehlsempfänger.
Hirn zieht ein auf dem Hundeplatz :mrgreen: .


Auf den ersten Blick bin ich sehr angetan, mal sehen, ob sich die Begeisterung auch halten kann.


So, und das war dann mein Eindruck, nach dem ich es innerhalb von zwei Tagen komplett aufgesaugt hab :wink: :



Also, insgesamt gefüllt mir das Buch sehr, sehr gut.

Es beginnt mit einem Zitat "Selbstständiges Lernen macht Lust auf mehr. Selbstständiges Lernen macht stolz und glücklich" von Martin Pietralla, und das ist auch eine der Kernaussagen dieses Buches.

Was sie vermittelt, ist Freude am Hundesport, sowohl für den Menschen als auch für den Hund. Dazu hat sie eine -wie ich persönlich finde-sehr vernünftige Ansicht.
Auch sieht sie die Menschen in Puncto Hundesport oft recht gespalten- da wären die einen, die fester Überzeugung sind, dass ohne Zwang und Absichern keinen konstanten Spitzenleistungen möglich sind ..und dann aber die andere Partei, die alle Menschen, die Hundesport betreiben,verurteilen, dass ihre Tiere quälen und Unötiges von ihnen fordern.
Ihr und ihrem Hund macht Hundesport einfach Spass und dazu gehört ihrer Ansicht das Wissen, wie unnötiger Stress vermieden und abgebaut werden kann.

Das Stressthema (ganz wichtig: "Lernen findet in Ruhe statt!" ERGO: Pausen in ruhiger Umgebung, um Erlerntes zu verarbeiten und zu verfestigen!") wird immer wieder aufgegriffen und sie scheint auch recht "Animal-Learn-geprägt" zu sein, immer wieder werden CS betont und auch auf Bücher von Animal-Learn verwiesen.
Sehr angetan bin ich auch von ihrer Sichtweise bezüglich Sport und Strafe. Grundregel ist hier: "Gewalt beginnt dort, wo Wissen aufhört. Unwissen beginnt, wo Verzeweiflung ihren Anfang nimmt!". Sie arbeitet generell positiv, einzige "Strafe" ist das Entfernen der positiven Konsequenz. Sie kommt immer wieder darauf zurück, warum Strafen sinnlos sind, aber diese Ansicht hier gefällt mir besonders: Hundesport macht Spass-es sind keine überlebenswichtigen Dinge. Wenn jemand argumentiert, dass ein Hund immer Alltagsleben zb IMMER zuverlässig kommen muss und daher auf Hinzufügen von negativer Konsequenz nicht verzichten kann, so ist es ok-aber Hundesport ist eben nicht überlebenswichtig und daher gilt selbiges Argument dort eben nicht.

Der Titel hätte besser nicht sein können: Jede Übung ist wirklich trainingstagebuchmässig aufgebaut, der Hund erarbeitet sich jede Aufgabe selbst und versteht sie somit.
Dem Training geht genaues planen vorraus.
Teilweise wirklich sehr detaliert-Obedience ist nunmal Millimeterarbeit.

Ihre Arbeitsweise gefällt mir sehr gut. Kleine Kritikpunkte gibts natürlich immer . So baut sie ihr komplettes Training über Futter auf, Beutespiele hält sie für "Radiergummis des Erlernten". Für meinen Manchester-Terrier würde ich diesen Satz zwar voll und ganz unterschreiben, aber für viele Hunde wirkt ein Spiel einfach sehr motivierend-nicht jeder möchte mit Futter bestätigt werden.

Weiterhin arbeitet sie komplett ohne Jackpots-sie versucht, die Motivationslage durch Futterqualität zu lenken, aber innerhalb einer Clickereinheit wechselt das Futter nicht...und auch Jackpots zu verzichten, finde ich einfach schade. Ihrer Meinung nach muss die Bestätigung konstant bleiben, da veränderte Belohungen auch das Verhalten ändern.

Weiterhin baut sie viele Dinge so auf, dass ein Hund nach Clickerbestätigung aus einer bestimmten Hand aus einer bestimmten Tasche gefüttert wird. Bei der Fussarbeit wird zb aus der LINKEN Hand aus der LINKEN Tasche gefüttert, damit der Hund nicht nach rechts prallt.
Ich sehe darin einfach nichts anderes als eine Form des "Lockens", was ich im Clickertraining ja vermeiden will (Hund soll verstehemn, mich anzuglotzen und nicht nach dem Futter in meiner Tasche zu glotzen). In meinen Augen widerspricht sie sich damit selbst.

Nun ja....kleine Differenzen hat man sicher immer. Insgesamt aber wirklich ein sehr gelungenes Buch, aus dem man sicher viele nette Dinge ziehen kann.
So sonderlich viel Neues kann ich zwar nicht drin entdecken, aber ich ertappe mich doch immer wieder, mich an einigen Stellen hineinzugrübeln.

Ich würd mich über Meinungen freuen, falls es andere Manchesterfreaks auch gelesen haben.
Grad bei meinem Manchester-Terrier merke ich doch immer wieder, wie enorm wichtig es ist, sehr stressfrei und ruhig zu arbeiten.

Liebe lesewürmige Grüsse, Marta&Monster
Liebe Grüsse!

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