Heute ging gar nichts

Kleine Tricks und schwere Fälle...
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Fröschlein
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Heute ging gar nichts

Beitrag von Fröschlein » 04.08.2011, 19:41

Ich muss hier jetzt mal mein Herz ausschütten.
Ich und Tiffy hatten heute gleich zwei schlechte Erlebnisse miteinander. Das frustriert natürlich sehr. Wo es doch eigentlich schon ganz gut geklappt hatte mit der Erziehung.
Also erstmal zur Gesamtsituation: Tiffy ist jetzt 1 1/4 Jahre alt und war von Anfang an mit mir in der Hundeschule. Vor manchen "Großen" hat sie Angst und sucht sich lieber einen Platz, wo sie ihre Ruhe hat. Ansonsten ist sie super verspielt und liebt jede Begegnung mit einem anderen Hund. Nur wenn einer nicht spielen mag, kann sie das erst nach dem zweiten oder dritten Anlauf so richtig verstehen ("Nicht spielen wollen? Der muss sich geirrt haben. Gibts ja gar nicht!?!"). Wir haben vor kurzem einen <abbr title="Begleithundeprüfung">BH</abbr>-Kurs angefangen und verzeichnen auch schon erste Fortschritte beim Training.
Aber heute lief - wie der Titel schon verrät - echt alles daneben.
Mittags waren wir bei meiner Schwiegermutter im uneingezäunten Garten. Bisher hat es immer gut funktioniert. Ich hatte ein Auge auf Tiffy und habe ihr ein Stopkommando gegeben, wenn sie zu dicht an die Grundstücksgrenze ging. Alles super.
Aber heute: nix da. Ein Mann lief den schmalen Fußweg zwischen den Grundstücken entlang und mein Hund: Hinrennen, ankläffen, auf nix mehr reagieren.
Sie kennt das Grundstück gut, weil meine Schwiegermutter ab und an auf sie aufpasst. Daher ist es sozusagen ihr Revier.
Naja, jedenfalls meinte der Mann, mein Hund wäre aggressiv und hätte ihn fast gebissen. Ich habe nur mitbekommen, dass sie abhaut und bin gleich hinterher. Ihr Bellen hat sich aber wirklich nicht gerade harmlos angehört. Habe sie dann geschnappt und bin mit ihr zurück.
Soviel zu Vorfall Nummer 1. Sehr ärgerlich.
Nun Vorfall Nummer 2:
Wir waren eben unsere Abendrunde machen, schön oben auf dem Feld. Da treffen wir dann auch zur großen Freude meiner Madame eine Parson-Russel-Freundin. Die beiden verziehen sich in eine Hecke und hüpfen da rum. Ich habe echt immer ein Auge auf meinen Hund, aber diesmal war ich zu langsam. Ein Hase schießt aus dem Gebüsch und die zwei Damen im vollen Jagdrausch hinterher. Alle Begegnungen dieser Art hatten bisher damit geendet, dass Tiffy mich ansieht, paar Meter hinterhergeht und dann zu mir kommt. Darauf war ich soooo stolz. :evil: Aber die Gruppendynamik mit der Freundin sorgte dafür, dass alle beide gar nicht mehr gehört haben. Die kleine Russeldame kam schließlich und ließ sich von ihrem Frauchen anleinen, aber Tiffy war wie von Sinnen. Der Hase war längst über alle Berge, aber sie kam immer noch nicht, sie rannte wie irre über diesen Acker und reagierte null. Normalerweise hätte ich gehen sollen oder sowas, aber das ging nicht, weil die Straße nicht allzuweit von dort liegt. Also zog ich klassisch falsch los, um meinen Hund einzusammeln. Ich hatte einfach Angst um sie und habe so blöd reagiert. An der Leine sind wir dann heim.
Jetzt wo ich das hier schreibe, merk ich schon, wo meine Fehler lagen. Nahe einer Straße - zwei junge Hunde - schlechter Tag - Feldweg ...
Aber mit Situation 1 bin ich mir trotzdem noch nicht schlüssig, woran es liegt. beim nächsten mal werde ich wieder bei null anfangen. Beide Augen auf den Hund und total kontrollierte Situation. Wenn sie stetiges Feedback bekommt, verhält sie sich echt gut und ist zuverlässig. Ich denke ich habe heute zuviel von ihr erwartet. Sie ist schließlich doch einfach noch ein superjunger Hund und noch gar nicht "fertig".
Vielleicht kennt ihr solche Rückschläge ja auch und habt ein paar aufbauende Worte oder Tipps für mich.
Würde mich freuen.

PS: mein heutiges Totalversagen und der Wunsch nach dem funktionierenden Hund hat heute aber auch mit meiner Situation zu tun gehabt, war einfach unkonzentriert, wegen Umbau und sonstigem Mist. Geht halt schlecht in Verbindung mit jungem Wilden :confused: Seid also nicht so hart zu mir, ich weiß schon, an wem es lag :grrrr:
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Beitrag von markus » 04.08.2011, 22:31

Rückschläge gibt es immer wieder... jetzt einfach konsequent weitermachen.

1 1/4 Jahre ist nun auch absolutes Flegelalter und eben die Zeit, wo die Grenzen ausgelotet werden, gleichzeitig aber auch äußere Reize (Hase und ein komisch guckender Mensch) Jagdtrieb und Abwehrverhalten stimulieren.

Vielleicht mußt Du mit Ihr noch mehr unter Leute gehen, damit sie diese eher in ihr Revier eindringen lässt.

Solche Situationen hat hier fast jeder schon erlebt und diese bringen die Erkenntnis: Erwarte immer das Unerwartete, also immer ein Auge auf den kleinen Wirbelwind haben :wink:

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Beitrag von Dogdance » 05.08.2011, 10:21

Super das Du nicht SAUER warst!!!

...... meine Konsequenz aus Fall 1 wäre.
Für die nächten Male geht es nur mit der 10m Schleppleine in den Garten der Schwiegermutter. Jedes Abrufen wird super belohnt.

...... meine Konsequenz aus Fall 2 wäre.
Für die nächten Male (evt. Wochen) geht es nur mit der 10m Schleppleine an diesen Ort. Da machen wir freudig Abrufspiele. Lassen die Leine auch mal lose und schauen wie sich Mausi so verhält.

Du must immer damit rechnen, dass der Hund seinen Schalter umlegt und Dich nicht hören mag. Er meint es nicht böse, er kann nur nicht anderst. Der andere Reiz war zu gross. :twisted:
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Beitrag von Fröschlein » 05.08.2011, 13:13

Danke schonmal für eure Tipps und eure aufbauenden Worte. der Begriff "rückschlag" beschreibt es wohl sehr gut.
Soweit ist mir das alles schon auch klar und die Schleppleine kommt auch mal wieder mit in der nächsten Zeit.
Beim Lesen eurer Antworten fiel mir aber noch ein, dass das mit den Leuten ins Revier eindringen lassen, sowieso ein Problem für Tiffy ist. Bekannte Gesichter: kein Problem, mal abchecken, wer da ist, hinlegen, pennen. Wenn aber jemand in unsere Wohnung kommt, den sie nicht kennt, flippt sie erstmal voll aus. Ich muss sie dann zu mir holen, am besten anleinen und den Leuten sagen, dass sie das Getöse ignorieren sollen. nach einigen Minuten wird es dann besser, aber wehe jemand wagt es, sie anzusprechen oder gar anfassen zu wollen. Sie weicht sofort aus. Besser ist es, wenn wir die Leute abholen gehen. Aber das kann man ja nun auch nicht jedes Mal machen.
Naja Fremde findet sie eben so richtig zum :puke: ...
unter Leute gehen wir aber eigentlich viel.Ich habe sie von Anfang an in Maßen gefordert, sich unter Menschen zu begeben, in die Innenstadt, in Geschäfte, sogar U-Bahn fahren haben wir geübt. Sie ist inzwischen in der Stadt wirklich entspannt. Wir waren vergangene Woche sogar beim Bardentreffen in Nürnberg, wo überall laute Lifebands performed haben und sie war wirklich locker. Es geht eben nur um ihr Revier, da versteht sie keinen Spaß.
Vielleicht sollte ich noch mehr Leute nach Hause einladen. Am Sonntag kommt eine Freundin zu Besuch, die sie noch nie gesehen hat. Kann ich mir das irgendwie zu Nutze machen und daraus eine erfolgreiche Übung gestalten? Ich habe nämlich das Gefühl, dass das angeleint zur Tür gehen keine richtigen Erfolge bringt. Auch wenn sie dann 20 Minuten brav war, sobald ich sie ableine, rennt sie mit steif aufgestelltem Schwanz zum Besuch und bellt erstmal.
Das Gleiche fängt sie auch schon im neuen Garten an. Auch hier würde ich den Neuanfang gern mit klaren Regeln beginnen und weiß noch nicht so recht, wie diese aussehen sollen (ziehen Anfang Sept in ein Haus mit Garten um).
Danke nochmal für eure Tips!
Vielleicht fällt euch ja auch dazu was ein. Würde mich freuen.
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Beitrag von Isabell » 05.08.2011, 20:48

Also, meine Jungs müssen erst mal bei mir im Zimmer abliegen. Wenn die Gäste dann drin sind, sich so weit ausgezogen haben und alles etwas entspannter ist, rufe ich die Jungs. So bald sie es wagen, zu bellen/knurren oder was auch immer, schick ich denjenigen wieder auf seinen Platz (wo auch kein Gast ran darf).

Leute, die sie nun schon kennen, bei denen ist es nicht mehr nötig sie abzulegen. Aber wenn wir mal viel Besuch bekommen (Party o.ä.), dann lass ich den erst mal ankommen! :mrgreen:
Liebe Grüße von Gino, Jason&Isa!
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Beitrag von Dogdance » 05.08.2011, 21:29

.... wen ich ehrlich bin, da haben wir auch so unsere Probleme.

Kommt jemand in Milas Revier (Freund oder Feind), dann macht Sie richtig Randale bis ich das Kommando wieder übernehme.

Am Anfang hatte ich immer recht gut aufgepasst wenn jemand kommt. Habe das Kommando übernommen, den Leuten gesagt Hund einfach ignorieren. = Das hat geklappt!!
Wenn wir im Garten sind hört Mila bedauerlicherweise den Besuch zuerst. Rast wie eine blöde an die Gartentür und macht Alarm. Im Prinzip hat sie recht = ist ja Ihre Aufgabe!

So wie die Hunde eben ticken! Einmal nicht aufgepasst und Randale machen können, dann sind die anderen aufgepassten (keine Randale gemacht) in die Tonne getreten.
Jetzt lasse ich es halt so, wie es ist!
Sie schlägt an bis ich das Kommando wieder übernehme. :motz:

P.s. ausserhalb Ihrem Revier macht sie das nicht!!! :doof:
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Beitrag von long nose pepper » 06.08.2011, 19:51

Oh, große Baustelle:

versuche das Ankommen von Menschen zu ritualisieren.

Z.B.: Es klingelt, Hund rennt zur Tür und macht Stress, Du bleibst entspannt sitzen und wartest. Sie wird irgendwann kommen und nachsehen ob Du noch lebst :rofl: Das muss dann erst mal so weit geführt werden, bis sie entspannt bleibt wenn es klingelt. Das kann dauern und man benötigt eben den entsprechenden Helfer.
Nächste Stufe: Es klingelt und Du stehst auf gehst aber nicht zur Tür, sondern schlenderst durch die Wohnung. Sie wird zu Beginn hinter Dir her rennen und dann den Weg zur Tür einschlagen, Du gehst aber nicht zur Tür. Wenn sie Dir folgt und ein großes Fragezeichen auf der Stirn hat beachtest Du sie nicht. Das machst Du nach jedem Klingeln, einfach ziellos wandern. Irgendwann wird es ihr zu blöd und sie sollte liegen bleiben.
Dritte Stufe: Dann gehst Du zur Tür und machst sie auf, ohne das es geklingelt hat und sprichst mit einem virtuellen Gast. Sie wird sofort angerauscht kommen, denn sie hat ja was verpasst. Sie stellt dann fest, das da niemand ist. Mit entsprechender Konsequenz und Ignorieren wird es besser werden, denn es ist doch zu blöde zur Tür zu rennen und dann ist da niemand.

Gewisses territoriales Verhalten haben sie alle. Ich würde keins meiner Mädels ohne Leine in einen Garten lassen wo kein Zaun ist. Es sind Sichtjäger und wenn es nicht ein Mensch ist, dann Nachbars Katze, irgendwann hast Du sie nicht mehr im Blick. Sie wissen genau in welcher Sekunde sie gehen können. Kein Mensch kann konsequent ununterbrochen seinen Hund im Blick haben. Sie weiß wann Du unaufmerksam bist, es reicht eine Sekunde um stiften zu gehen.

Aber das muss wohl jeder selber wissen.

Unsere Pepper ist ein passionierter Jäger. Sie jagt alles was nicht bei drei auf einem Baum ist. Sie weiß aber auch wann es sich nicht lohnt loszustürzen (bei Vögeln z.B.) Ich habe vier Jahre gebraucht um sie zum Abbruch des Jagdverhaltens zu bringen. 4 Jahre konsequentes Training und auch jetzt immer wieder Abrufen des Gehorsams um das Training immerfort bestehen zu lassen. Wenn Pepper ein Karnickel (in der Regel sind es keine Hasen) sieht und los geht kann ich sie sofort mit der Trillerpfeife ablegen. Manchmal klappt das Ablegen nicht, aber dann bleibt sie stehen und schaut verwirrt zu mir. Ich lege sie mit dem entsprechenden Hörzeichen ab. Das ist das wichtigste überhaupt: ein Abbruchsignal.

Jagen belohnt sich von selber, selbst wenn der Hund keinen Erfolg hatte. Die ausgeschütteten Hormone brauchen bis zu 14 Tagen um vom Körper wieder abgebaut zu werden. Das bedeutet, dass sie einmal jagt und man 14 Tage hartes Trainung und entsprechendes Abbruchverhalten üben muss. Wird in den 14 Tagen noch einmal gejagt, dann fängt alles wieder von vorne an. Pepper ist nicht nur ein Sichtjäger, sie geht auch auf Fährte, dass macht alles noch komplizierter.

Dran bleiben, immer üben und die Schleppe nicht gleich wieder an den Nagel hängen, bei einem Erfolgserlebnis. Pepper ist 2,5 Jahre an der Schleppe gegangen und wenn wir einen Wald oder unübersichtliches Terrain betreten, dann bleibt sie an der Leine.

Nun, viel Erfolg
Liebe Grüße
Sandra & Co.

Deinem Hund ist es egal wie Du aussiehst, er nimmt Dich so, wie Du bist!

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Beitrag von dietutnix74 » 06.08.2011, 21:38

*grins

1,25 Jahre ist ungefähr das Alter in dem Perro auch viel, sehr viel, an der Schleppe war :mrgreen:

Besuch wird bei mir begrüßt, je nach Besuch wild, und dann haben die Jungs sich zu verziehen.

Du musst da Deinen Weg finden und einfach in diesem Alter nicht aufgeben. Ich stand in dieser Zeit öfter im Wald und fragte mich, wer meinen Hund vertauscht hat ;-)
Solange Menschen glauben, dass Tiere nichts fühlen, solange müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.

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Beitrag von Fröschlein » 06.08.2011, 22:40

an Sandra:
Dass die Hormone 14 Tage "wirken" war mir so gar nicht bewusst. Wie ist es denn dann beim Spiel? Wenn ich einen Ball werfe, rennt der Hund ja schließlich auch voller Adrenalin hinterher und übt im Grunde die Jagdsituation, oder? Wie auch immer, jedenfalls mal wieder eine gute neue Info.
Wir hatten jedenfalls heute schon wieder bessere Momente. Ich muss eben 100% konzentriert sein, dann ist sie es auch. Ist nur eben manchmal nicht ganz einfach, aber das wisst ihr ja alle :roll:
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Beitrag von long nose pepper » 06.08.2011, 22:57

Es kann bis zu 14 Tagen andauern, es muss nicht. Aber wenn ich Pepper so sehe, dann ist sie nachdem sie Wild gesichtet hat immer voll im Trieb. Ich kenne sie mittlerweile, ich weis worauf ich achten muss.

Du findest Deinen Weg schon, das andere war nur als Tipp. Sicher gibt es verschiedene Möglichkeiten zum Ziel zu gelangen, nichts ist der Weisheit letzter Schluss. Man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Die besten Beispiele habe ich hier: Rocket und Pepper, Vollschwestern und unterschiedlicher können sie gar nicht sein :roll:

Bleib dran, nie den Rückschritt als Frustration sehen, sondern als neuer Schritt weiter zu machen bis der Hund gefestigt ist.
Liebe Grüße
Sandra & Co.

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Beitrag von Beate » 07.08.2011, 09:52

Zuerst einmal solltest Du Dir die Frage beantworten:
Will ich, dass mein Hund (egal wo und wann) Menschen anbellt oder nicht.
Ich, z.B., möchte es nicht, egal, ob wir drinnen oder draussen sind, auf dem Grundstück und beim Spazieren.
Jeder, der Siegfried noch vom Happening in Berlin kennt, der weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, Siegfried war wie eine Wildsau :evil: .
Als ich herausgefunden hatte, warum er sich so aufführt, habe ich mit dem Training begonnen: er hat eigentlich bei fremden Menschen die Hose voll :mrgreen: Also, aus "Gruselig" mach "Toll".Sprich: Tonnen (LKW-weise) von Keksen in den Hund und zwar immer. Und niemals habe ich probiert, "ob es schon funktioniert". Durch den Ort ist er mit Beisskorb gelaufen, was zur Folge hatte, dass die Menschen einen Bogen um ihn gemacht haben und er hatte seine Ruhe :wink: .
Inzwischen, und jeder, der den kleinen Siegelmann in der Schweiz erlebt hat, kann das bestätigen, Siegfried reagiert normal auf Menschen. Im Höchstfall knurrt er noch, was von mir mit einem Bösen-Bären-Blick und einem "Oweia" kommentiert wird. Er entschuldigt sich in dem Fall sofort und sagt: ist mir so rausgerutscht :mrgreen:
Bellen an der Wohnungstür und Verteidigungsverhalten haben wir mit der Badezimmer-Nummer geklärt. Es klingelt, Siegfried führt sich auf wie ein ...na ja..., ich habe ihn mit einer Handvoll Kekse stumm und stumpf ins Bad komplementiert. War der Mensch von der Haustür weg, Siegfried aus dem Bad raus, egal ob er noch gebellt, gewinselt oder sonstetwas gemacht hat. Inzwischen: wenn es klingelt, hoppst er, sobald ich im Flur erscheine ins Bad und hört auf zu bellen. Begegnungen mit Besuch in der Wohnung habe ich, wenn überhaupt, nur mit Leine gemacht.
Jagen war bisher kein Thema, denn ich mache von der 9.Woche an Impulstraining mit dem kleinen Mann. Inzwischen zeigt er alles an Wild an. Er bleibt stehen, dreht sich zu mir um und sagt: Mutti, da ist etwas..was er übrigens auch bei Menschen und Hunden beim Spazieren macht. Stehenbleiben, Melden, Kekse abholen, weiterlaufen.
Da Siegfried ein sehr unsicherer Hund ist, geht er nur in sehr übersichtlichem Gelände von der Leine, ich möchte nämlich meine Trainingserfolge nicht kaputtmachen. Wenn ich mit Leuten gehe, deren Hund/e jagen, bleibt der Herr Siegfried an der Leine. Mein Hund braucht schließlich von anderen Hunden nichts lernen, was er bisher nicht konnte :mrgreen:
Übrigens: zum Thema unsicherer Hund gibt es ein schönes Büchlein, kostet um die 8 €, ist geschrieben von Patricia Mc Connell und heißt: Trau nie einem Fremden. Das Buch setzt sich genau mit diesem Thema auseinander: Angst vor Menschen. Man kann aber getrost das Angstthema Mensch mit jedem anderen ersetzen und das gleiche Training machen. Mit Melchior habe ich auf diese Art Geräuschangst bekämpft und es ist inzwischen soweit, das er bei bestimmten Geräuschen nicht mehr in die Flucht geht :bana:
Also, Training, Training , Training...übrigens würde ich persönlich nicht mit dem Hund auf dem Grundstück das Verharren an der Grenze üben, wenn viele Leute unterwegs sind. Sondern erstmal vorsichtig, langsam und in Ruhe. Denn, so wie Du es beschreibst, bellt sich Dein Mädel in Rage und hört Dein Rufen nicht mehr. Hinzukommt, dass wir häufig dann NEIN oder so rufen. Dazu muss der Hund wissen, was in dem Moment NEIN ist: bellen, hinrennen, Attacken gegen den Menschen, herumspringen, hinschauen...was genau ist dem Moment NEIN?!
Ich würde vermutlich immer ganz kurze Trainingseinheiten mit ihr machen, in denen sie lernt, das ein entspanntes Hinschauen durchaus eine lohnende Geschichte ist.
Und da wären wir beim Letzten: Jagen oder eben auch z.B. Menschen anbellen ist Selbstbelohnung. Und das willst Du ja sicher am allerweningsten, dass sich Dein Mädelchen permanent selbst belohnt. Ist zwar vergleichsweise billiger zu Tonnen von Keksen, aber wer will schon dauernd Ärger mit dem Jagdpächter oder vorbeilaufenden Menschen :wink:
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Beitrag von Fröschlein » 07.08.2011, 10:13

an Sandra: da hast du Recht, auch bei Tiffy habe ich dieses "im Trieb" sein und gar nichts mehr mitbekommen jetzt zum ersten Mal gesehen. Ich kannte dieses Verhalten von meiner ersten Hündin (Foxterrier) sehr gut, aber bei Tiffy war es eben das erste Mal.
an Beate: Das klingt total nach meinem Hund. Sie ist auch ein ängstlicher Typ und traut keinem über den Weg. Das Buch klingt sehr interessant und ich werde es mir gleich bestellen.
Das mit dem Maulkorb ist auch eine gute Idee. Musste da an eine Situation neulich im Baumarkt denken, wo mal wieder jemand meinte, diesen süßen Hund streicheln zu müssen, als er sich näherte habe ich mich plötzlich sagen hören: "Nicht anfassen, die beißt." Danach musste ich über mich selbst lachen, aber es hat funktioniert. Der Mann hat abgelassen und etwas entsetzt geguckt :lol: und Tiffy hat gar nichts groß davon mitbekommen.

Danke auf jeden Fall schonmal für eure Ratschläge. Ist halt meine erste Manchester-Terrier-Hündin.. und bei allen Herausforderungen, vor die sie mich stellt, bin ich immernoch die Glücklichste, sie hier haben zu dürfen (jetzt grad hat sie ihre fünf Minuten und ich könnte mich schlapplachen über diesen kleinen Clown) :rofl:
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Beitrag von steffi » 07.08.2011, 20:17

Huch,jetzt beim Lesen dieser Beiträge bin ich sehr froh,dass ich schon einen Manchester habe,denn "Werbung" für diese Rasse ist das sicher nicht.Ja,ja,ich weiß,gähn,der Manchester will und braucht natürlich keine Werbung,aber ich mag die Rasse und versuche gern und engagiert andere Menschen zu überzeugen,dass es eine liebenswerte und mitlebenswerte Rasse ist.
Deshalb sollte einiges relativiert werden.Ja, der Manchester hat Jagdtrieb, ebenso der Westie,Schotte,Rhodesian Ridgeback , der Münsterländer, der Labrador, aber es gibt wohl nicht überdurchschnittlich viele Manchester, die ihr Heil ausschließlich in der Jagd suchen und finden.Dann hätten nicht so viele Menschen mehr als einen MTerrier. Die Haltung wäre sonst wohl zu anstrengend.
Und,ja,den Manchester an sich erlebe ich gegenüber Fremden als sehr zurückhaltend, sie lasse sich nicht von jedem angrapschen,mögen angestarrt werden nicht, auch wenn es bewundernd ist, sind nur insoweit bestechlich als sie den Keks annehmen,aber nicht käuflich,sie lassen sich für einen Keks nicht sofort anfassen.
Sie zeigen häufig starkes Territorialverhalten,dass sich unterschiedlich ausprägt und nur mäßig beeinflussen lässt.
Aber:Man sollte es nicht dramatisieren. Persönlich habe ich auch ausgesprochen kontaktfreudige Manchester erlebt, die nicht jagdfreudiger waren als ein Mops und einfach so mitgelaufen sind. Sehr entspannend.
Sie sind so unterschiedlich wie wir Menschen. So ist das halt im Leben. Halten wir uns vor Augen,dass der Manchester für die Jagd auf Kleingetier gezüchtet wurde und natürlich auch als Alarmmaschine am Haus und kalkulieren es in die Haltung ein.Dann wird alles einfacher.
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Beitrag von Fröschlein » 09.08.2011, 18:53

Jetzt mal Neues von unseren Vor- und Rückschritten
Mein Besuch war da. Die Freundin kam Sonntag abend am Hauptbahnhof an. Um gleich mal auf neutralem Boden anzufangen, habe ich Tiffy mit zum Bahnhof genommen. Bei all den Gerüchen, Geräuschen und Eindrücken war die Freundin ihr da schnurz-piep-egal. :top:
Auch bei der Autofahrt nach Hause gab es nur ein kleines Wuff. nicht mal ein echtes Bellen.
Soweit so gut. ABER: Als wir vor der Wohnung aus dem Auto stiegen, war natürlich Alarm angesagt.
Tiffy ist wie eine Wilde auf meinen zum Glück unerschrockenen Gast zugestürzt (soweit das an der Leine ging) und hat gebellt. Wir haben sie soweit ignoriert, aber ich konnte mir blöderweise auch das eine oder andere "Aus" nicht verkneifen. In der Wohnung habe ich sie dann erstmal in die Box in der Küche geschickt, wo sie auch ca 1 Minute bereitwillig liegenblieb (haha!). Dann wagte mein Gast es allerdings, durch den Flur zu gehen, was mit erneutem Alarmgebell geahndet wurde. So ging das einige Male. Besser wurde es eigentlich erst, als ich sie zu mir aufs Sofa gelassen habe, um dann (von mir geschützt und mehr oder weniger auf Augenhöhe) den Gast mal näher zu batrachten. Ich habe keine Ahnung, ob das jetzt hundepädagogisch absolut wertvoll von mir war, aber es hat funktioniert. Tiffy hat sich nach 2 Minuten neben dem Gast auf meinem Schoß streicheln lassen, zwar nicht überall, aber immerhin vorn an der Brust und seitlich am Kopf. Gebellt wurde danach nicht mehr wirklich. Nochmal ein Wuff oder ein Wöff, wenn "Gast" sich durch die Wohnung bewegte, aber dann war es gut.
Mein Gast war dann noch bis heute hier und Tiffy hat sie seit gestern dann voll akzeptiert, hat sie zum Spiel aufgefordert, hat sich vor ihr rumgerollt und jede Menge Faxen gemacht. Sogar auf Gasts Schoß hat sie heute kurz geschlafen. War also alles super.
Was meint ihr dazu? Mein Hund ist offensichtlich - wie schon beschrieben - ein sehr ängstlicher bzw. vorsichtiger Typ. Wie hättet ihr euch verhalten? Hätte ich mir die Situation mit dem "noch-nie-gesehenen-Besuch" irgendwie besser zu Nutze machen können? Meint ihr, Tiffy hat etwas dabei gelernt? Ich weiß natürlich, dass das nicht so schnell geht, aber denkt ihr, der Ansatz war richtig?

Um nun dem Beitrag noch Vollständigkeit zu verleihen nun noch eine kurze Berichterstattung zum Thema Jagdtrieb:
Wir haben nun 4 Tage Schleppleine und Feldexkursionen hinter uns und es war tatsächlich alles gut. Heute habe ich sie laufen lassen und fleißig mit ihr für die <abbr title="Begleithundeprüfung">BH</abbr>-Prüfung trainiert: Auch alles prima. Fazit: Frauchen muss einfach besser aufpassen und darf nicht denken, dass Hundi "fertig" ist!!! Habe mich wegen letzter Woche und meiner Nachlässigkeit noch ganz schön über mich geärgert.
:omann: :omann:

Beste Grüße von mir und der kleinen Tiffy
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Beitrag von steffi » 10.08.2011, 11:10

Mir scheint der Hund nicht ängstlicher zu sein als andere Manchester. Genau darum fahre ich so gern zu Happenings.Dort habe ich die Möglichkeit das Verhalten vieler, ca 100, Manchester unterschiedlichster Haltung und Herkunft zu studieren.Nur so kann ich lernen,was bei bestimmten Verhaltensweisen meines Hundes "normal" ist.
Mein Manchester ist nicht mein erster Hund,aber mein erster Manchester.

Alle anderen Hunde mit denen ich zusammenlebte waren immer fröhlich, freundlich,liebten Besuch,gierten nach Aufmerksamkeit,Kontakt und Ansprache durch Menschen.Es musste nicht trainiert werden,dass Besuch,Passanten oder was auch immer, nicht gestellt,verbellt oder attackiert werden darf. Darauf wären die anderen Hunde gar nicht gekommen.

Duncan ist fast 6 Jahre alt und darf seit langem nicht mehr mit zur Tür,wenn Besuch kommt.Er muss wie angenagelt im Korb bleiben, Besuch bekommt von mir das Verbot zu ihm zu gehen oder ihn anzusprechen. Und auf diese Weise klappt es gut. Er sitzt senkrecht mit großen Augen und ruhig im Korb, beobachtet alles und sobald er sich hinlegt, weiß ich, dass alles gut ist und er darf sich wieder frei bewegen.
Dann ist es auch wirklich gut.Der Gast darf sich bewegen wie er will und Duncan darf entscheiden,ob er Kontakt will.Manchmal will er nicht,dann ist ihm alles zuviel und er geht lieber ins höhere Stockwerk und legt sich ins Bett.
Die Revierverteidigung und das Misstrauen gegen Fremde werde ich ihm nicht abgewöhnen.Da ich ihn aber nicht für etwas bestrafen will,was "in ihm angelegt ist", schaffe ich lieber eine Situation für ihn in der er leben kann ohne sozial unangepasstes Verhalten zeigen zu müssen. Anfangs fand ich das furchtbar anstrengend,jetzt weiß ich,dass manche Manchester so sind und habe mich daran gewöhnt.
Das Misstrauen hat auch Vorteile:Mein Manchester springt nie an Menschen hoch,er bedrängt nie Menschen und weicht Menschen aus. Noch nie hatte ich Ärger wegen zerrissener Strumpfhosen oder dreckiger Jacken oder Hosen,nie Ärger wegen zerkratzter Beine oder Arme.

Also,erwäge,dass Dein Hund kein Partygirl wird und kein Fremdschmuser. Hilf ihr lieber,dass Situationen,in denen sie sich bedrängt fühlen muss aufgrund ihrer Veranlagung, gemildert oder verhindert werden. Wenn sie für die Verarbeitung Deine körperliche Nähe und Unterstützung braucht,dann gewähre sie ihr. Mach Dir keinen Kopf um die Hundepsychologie irgendwelcher Menschen,die Deinen Hund gar nicht kennen und noch nie mit Manchester gelebt haben. Es ist Dein Hund und Du lernst über Deinen Hund jeden Tag Neues. Und ich habe gemerkt, dass Manchester wie sehr guter Wein sind: Je älter sie werden, um so besser werden sie. Sie lernen immer und zeigen irgendwann ein gelassenes Verhalten, mit dem man gar nicht mehr zu rechnen gewagt hätte.

Zum Jagen: Duncan kann unter 5 Hasen,die dicht aufeinander sitzen,den ihm an nächsten sofort ausfiltern und sich auf diesen konzentrieren, ohne dass ihn die anderen rennenden Hasen abbringen. Das wars.
Er kann nicht:Die Spur halten, ausarbeiten oder neu aufnehmen. Selbst eine Spur aufnehmen und zum Hasen folgen. Sitzende Hasen wahrnehmen oder ohne direkte Sicht jagen.
Duncan ist megafaul.Er rennt nicht in Brennesseln oder Dornen oder Hangauf. Der Hase muss weglaufen, hält der Hase an und dreht sich sitzend zu Duncan, wird die Jagd verunsichert abgebrochen. Rehe sind zu groß und bleiben auch mal stehen, was aber gemein ist, weil er jagen will, keine Konfrontation. Steckt seine Nase in einem Mauseloch, dann nimmt er den 5m entfernten Hasen gar nicht wahr. Und die Tiere dürfen nicht so weit weg sein,sonst rennt er gar nicht erst los.
Die obigen Verhaltensweisen ändern sich,wenn ich die Parameter ändere: Dackel mit Spurlaut zufüge oder auf die Tiere zeige. Dann dreht mein fauler Hund auf.
Also, überlege,welche Talente Dein Hund hat,studiere sie, und überlege, ob sie wirklich Talent und Begabung für die Jagd hat oder nur rudimentär angeborenes Verhalten zeigt. Mich erschreckt es nicht,wenn Duncan mal unvermittelt losrennt,weil er eben ein Dussel ist. Klar, er könnte unterwegs auf einen Hasen treten, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, aber wirklich jagen wie ein Deutscher Jagdterrier kann er nicht.
Steffi

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