Sprühhalsbänder

Kleine Tricks und schwere Fälle...
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Susanne
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Sprühhalsbänder

Beitrag von Susanne » 03.01.2008, 17:56

@ all
ich denke bzw. wüsste nicht, dass einer von uns sowas hat.
aber wer solch ein Halsband einsetzen möchte, sollte vielleicht den Beitrag lesen und die Anschaffung nochmal überdenken:


Zitat: Clarissa von Reinhardt

Köpfchen statt Knöpfchen...

...das gilt auch für die viel gepriesenen Sprühhalsbänder, die in verschiedenen Ausführungen den Markt erobert haben. Spätestens seit uns Hundenanny Katja Geb-Mann allwöchentlich im deutschen Fernsehen vorführt, wie jeder Hund, ganz gleich welches Problem er seinen Haltern vermeintlich oder tatsächlich bereitet, mit Einsatz einer Fernbedienung in das Verhalten gepresst werden kann, das Herrchen oder Frauchen beliebt, finden die Halsbänder, die einen angeblich völlig harmlosen Spraystoß von sich geben, steigenden Absatz.

Doch schon der gesunde Menschenverstand lässt einen aufhorchen, wenn Hersteller und Anwender behaupten, dass der jederzeit auszulösende Sprühstoß für den Hund „gar nicht schlimm“ sei. Da fragt man sich doch selbst nach nur kurzem Nachdenken, wie es denn möglich sein soll, instinktive, genetisch fixierte Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Jagdverhalten durch etwas zu unterdrücken, das dem Hund gar nichts ausmacht?! Dem Hundehalter wird generös angeboten, das Gerät doch selbst mal in die Hand zu nehmen oder um den Hals zu legen, während der Trainer den Auslöser betätigt... und tatsächlich, so schlimm war das doch gar nicht. Ein kurzes „Zischhhh“ mit etwas feucht-kalter Luft. „Ja“, bestätigt der überzeugte Hundehalter, „das war gar nicht schlimm.“ Was Hersteller und Trainer jedoch geflissentlich verschweigen (aus Unwissenheit oder in betrügerischer Absicht?!), ist die Tatsache, dass plötzlich auftretende, nicht eindeutig zuzuordnende Zischlaute beim Hund als Angst auslösende, sogar lebensbedrohliche Laute abgespeichert sind, bei denen sofort die Flucht ergriffen werden muss. Jeder kennt den Anblick eines Hundes, der sich selbst im Körbchen `zig mal um die eigene Achse dreht, bevor er sich schließlich gemütlich niederlegt. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um ein Erbe aus den Zeiten, in denen der Hund noch weitgehend draußen in Freiheit lebte. Bevor er sich hinlegte, drehte er sich mehrfach im Gras oder Laub, um die ausgesuchte Liegestelle als ungefährlich abzusichern. Sollte beim Drehen ein Zischlaut (zum Beispiel von einer Schlange) zu hören sein, würde er sich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Biologisch sinnvoll... und diesen genetisch fixierten, Angst auslösenden Zischlaut bringen wir Menschen nun in den unmittelbaren Kopfbereich des Hundes! Und drücken vielleicht gleich mehrfach das Auslöseknöpfchen, worauf der Hund ganz leicht nicht nur in Angst, sondern sogar in Panik versetzt werden kann – ohne die Möglichkeit, sich durch die Flucht zur retten!

Eigentlich ist dieser Umstand allein schon Grund genug, niemals zu erlauben, dass einem uns anvertrauten Lebewesen ein solches Gerät angetan (im wahrsten Sinne des Wortes!) wird. Es gibt aber noch mehr Probleme:

Der Hund weiß nie, wann und vor allem warum der Sprühstop ausgelöst wird, befindet sich also in ständiger Erwartungsunsicherheit. Wer wissen möchte, wie sich das anfühlt, dem empfehle ich folgendes Eigenexperiment, das nicht in Anwesenheit eines Hundes durchgeführt werden sollte, damit dieser nicht unnötig verunsichert wird: Bitten Sie ein Familienmitglied oder einen Freund, Sie wirklich stark zu erschrecken, zum Beispiel durch einen lauten Schrei oder dadurch, dass er plötzlich die Stereoanlage zu voller Lautstärke aufdreht oder zwei Töpfe aufeinander schlägt, wenn Sie gerade überhaupt nicht damit rechnen, sich zum Beispiel entspannt im Sessel zurücklehnen oder gerade mit Freunden Karten spielen. Das Experiment sollte mindestens mehrere Stunden, am besten ein oder zwei Tage dauern und der Schreckreiz sollte in dieser Zeit mehrfach ausgelöst werden – ohne dass Sie wissen, wann dies sein wird. Sie werden merken, dass der eigentliche Reiz, wenn er dann endlich auftritt, bei weitem nicht so schlimm zu ertragen ist, wie die zermürbende Warterei auf ihn. Obwohl man ihn fürchtet, wünscht man ihn schon beinahe herbei in der Hoffnung, dann wieder eine Weile Ruhe zu haben, was aber nicht so ist, da er kurz nach dem Auftreten ein zweites oder drittes Mal ausgelöst wird und dann wieder stundenlang gar nicht, ganz wie es Ihrem Helfer beliebt. Keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?!

Aber es gibt noch weitere Probleme. Gleich mehrere ergeben sich aus der Tatsache, dass Hunde über gedankliche Verknüpfung lernen. Trägt der Hund das Halsband und erhält den Sprühstoß, wenn er zum Beispiel auf mehrfachen Zuruf nicht kommt, so möchte der Mensch ihm damit zeigen, dass er dafür mit Schreckreiz bestraft wird, dass er ungehorsam ist. Es kann aber gut sein, dass er in genau diesem Moment zu einem kleinen Kind, einem Jogger oder einem anderen Hund schaut – und den Strafreiz damit verbindet. Das Ergebnis ist dann ein Hund, der noch immer nicht besser auf Abruf reagiert, dafür aber Ängste, evtl. sogar durch die Angst ausgelöste Aggressionen, gegen das entwickelt, was er gerade sah. Die Hundehalter sind dann ratlos, weil ihr Hund „plötzlich“ kleine Kinder meidet oder Jogger anknurrt, mit denen er doch bisher bestens auskam. Viele solcher Beispiele finden sich in meiner Hundeschule ein, erst kürzlich ein Rodesian Ridgeback Rüde, dessen Sprühhalsband immer ausgelöst wurde, wenn er zum Wildern durchbrennen wollte. Bei diesen Spaziergängen war allerdings auch immer seine Gefährtin, der Zweithund der Familie, anwesend. Die Halter kamen nun nicht wegen des unerwünschten Jagdverhaltens zu mir in die Hundeschule, mit dem sie sich inzwischen abgefunden hatten, sondern weil der Rüde seit Wochen die Nähe der Hündin mied. Immer wenn diese den Raum betrat oder sich, so wie früher, zu ihm kuscheln wollte, verließ er mit ängstlichem Gesichtsausdruck das Zimmer und das konnte man sich nicht erklären... Was hatte man diesen beiden Hunden angetan! Welche Gefühle wurden in den Tieren ausgelöst?! Der Rüde hatte nun Angst vor seiner Gefährtin, die er früher heiß und innig liebte, während diese nicht verstehen konnte, weshalb er, der vorher immer leidenschaftlich mit ihr spielte und tobte, sie jetzt mied. Die gleiche Trainerin, die den Einsatz des Sprühhalsbandes empfohlen hatte, empfahl jetzt übrigens, einen der Hunde abzugeben, weil die Tiere sich unterschiedlich entwickelt hätten und einfach nicht mehr gut zueinander passen würden. Die Ängste des Rüden erklärte sie über die angeblich dominante Ausstrahlung der Hündin. Man könnte weinen, wenn Hunden mit einem solchen Schicksal gegenüber steht – oder es packt einen einfach nur die Wut.

Die Probleme gehen noch weiter, denn nichts generalisiert sich bei Hunden so schnell, wie Geräuschangst. Nicht nur dieser Rüde, sondern auch zahlreiche andere Hunde entwickeln nach Einsatz des Sprühhalsbandes Ängste vor allen möglichen Geräuschen. Das Öffnen einer kohlsäurehaltigen Getränkeflasche, das Zischen von heißem Fett in der Pfanne, Knall- und Schussgeräusche, die dem Hund vorher egal waren, versetzen ihn jetzt in Angst und Schrecken. Der oben erwähnte Ridgeback Rüde zum Beispiel verzog sich mit eingezogener Rute unter den Tisch des Besprechungsraums, als ich eine Wasserflasche öffnete. Dies tat ich nicht, weil ich Durst hatte – trauriger Weise gehört es inzwischen schon fast zum Standardprogramm beim ersten Kennenlernen und Analysieren eines mir vorgestellten Hundes auszutesten, ob er schon mit Sprühhalsband gearbeitet wurde und welche Wunden dies an seiner Seele hinterlassen hat. Die Halterin war auch sehr erstaunt, als ich ihr nach dem „Flaschentest“ auf den Kopf zusagte, dass an ihrem Hund sicher schon mit Sprühhalsband gearbeitet worden war. Das wollte sie mir eigentlich gar nicht erzählen, weil sie schon gehört hatte, dass ich gegen den Einsatz dieser Geräte bin. Nachdem ich sie auf die Reaktion ihres Hundes hingewiesen hatte, war sie sehr betroffen. Und wütend, nachdem ich ihr erklärte, weshalb ihr Rüde jetzt Angst vor der Hündin und vor allen möglichen Geräuschen hatte. Wütend auf die Trainerin, die sie auf diese „unerwünschten Nebenwirkungen“ nicht aufmerksam gemacht, sondern immer erklärt hatte, wie harmlos der Einsatz des Gerätes sei. Für mich stellt sich die Frage, ob Kollegen, die es einsetzen, um diese Nebenwirkungen nicht wissen, oder ob sie diese bewusst verschweigen, weil kaum jemand bereit wäre, den Einsatz zu erlauben, wenn sie bekannt wären. Und ich stelle mir die Frage, was von beiden eigentlich schlimmer ist...

Last not least gibt es Probleme mit der Technik. Es soll schon vorgekommen sein, dass das Gerät durch andere Funkfrequenzen oder sogar die Fernbedienung eines in der Nähe befindlichen Halsbandes an einem anderen Hund ausgelöst wurde. Der Strafreiz wird dann also einem Hund verabreicht, der einfach nur herumsteht oder gerade spielt oder sonst etwas tut. Das steigert die Erwartungsunsicherheit natürlich noch mehr und erhöht die Trefferquote auf Fehlverknüpfungen immens. Zusätzlich löst es nicht immer zuverlässig aus, kann zum Beispiel durch Wetterlagen mit feuchter Luft (Nebel, Regen) verzögert oder gar nicht reagieren. Schließlich zeigt es auch nicht an, wann die Batterie leer ist, wodurch es passieren kann, dass der Auslöser gedrückt wird und nichts geschieht. Dann käme man durch das Ausbleiben des Strafreizes (wenn der Hund denn überhaupt verstanden hätte, wofür er eigentlich bestraft werden soll) in den Bereich der variablen Bestätigung, was das unerwünschte Verhalten sogar noch verstärkt. Der Hund würde nämlich lernen, dass er das Verhalten nur immer wieder zeigen muss, bis er schließlich wieder zum Erfolg (in diesem Fall das Ausbleiben des Strafreizes und die erfolgreiche Durchführung des Verhaltens) kommt.

Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Sprühhalsbänder sind ganz und gar nicht harmlos, im Gegenteil sogar sehr gefährlich. Manche Hunde werden durch sie so verunsichert, dass sie in die so genannte erlernte Hilflosigkeit fallen, was zur Folge hat, dass sie kaum noch Aktionen zeigen oder Handlungen anbieten, weil sie in ständiger Angst vor dem für sie unkalkulierbaren Strafreiz leben. Um diesen Tieren – und ihren verzweifelten Haltern – zu helfen, braucht es ein meist lang angelegtes, gut durchdachtes Training, das den Hund aus dieser erlernten Hilflosigkeit und seinen vielfältigen Ängsten wieder herausholt.

Sprühhalsbänder gaukeln dem Hundehalter vor, mal eben schnell per Fernbedienung eine Lösung für vermeintliche oder tatsächlich entstandene Probleme zu haben. Aber so einfach ist das nicht. Hunde sind uns anvertraute, fühlende und denkende Lebewesen, die nicht beliebig manipulierbar sind und deren Lernverhalten sich von dem unseren ganz erheblich unterscheidet. Ich kann deshalb nur dringend empfehlen, jeden Ausrüstungsgegenstand und jede Methode, der/ die durch Hersteller oder Trainer empfohlen wird, vor Anwendung am Hund genau zu prüfen, sich gut zu informieren und im Zweifelsfall nach dem guten alten Motto zu entscheiden, das auch für unsere Hunde gelten sollte: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

© Clarissa v. Reinhardt
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P.S.: Hiermit lade ich alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Ich erlaube als Autorin ausdrücklich, ihn (vollständig und unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen. Je mehr Menschen um die Tücken und Gefahren des Sprühhalsbandes wissen, je mehr Hunden bleibt dessen Anwendung – hoffentlich – erspart. Ein herzliches DANKE an jeden, der diesen Text weiter gibt.
Unter hundert Menschen liebe ich nur einen, unter hundert Hunden neunundneunzig.
Liebe Grüße
Susanne

monsters
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Beitrag von monsters » 03.01.2008, 20:13

Dieser Text geistert ja zur Zeit im Netz.
Ich freu mich sehr, ihn auch hier zu finden :top: :top: :top:
Liebe Grüsse!

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Ynys Daeargi
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Beitrag von Ynys Daeargi » 03.01.2008, 21:49

Mich würde er mehr freuen, wenn er nicht z.B im zweiten Teil so (m.E. unsinnig) vermenschlichend wäre...
Carsta

Matthias
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Beitrag von Matthias » 04.01.2008, 13:35

Hallo,

trotz dieses Artikels will ich mal so mutig sein, und mich als Besitzer und Anwender eines solchen Sprühhalsband(Master-Plus Pro von Dynavet mit Kältespray) outen. Ich erzähle mal, wie wir dazu gekommen sind.
In der Gegend wo wir spazieren gehen und auch beim Hundeplatz(mitten im Wald) kommen gelegentlich Autos auf den Waldwegen gefahren. Der normale Ablauf: Hund ranrufen, festhalten, wenn Auto vorbei ist, wieder weiterlaufen. Hat auch geklappt bis zum Herbst, als Tarka 2 Jahre alt war. Dann kam als letzter Punkt noch dazu, rumdrehen und Auto verfolgen.
Sie ließ sich nicht abrufen, sondern mußte förmlich vom Auto abgepflückt werden, wenn es angehalten hatte, oder sie hat es bis zur Hauptstraße verfolgt. Dann kam sie mit stolzgeschwellter Brust zurück, "böses Auto vertrieben". Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie dieses Verhalten so plötzlich entstanden ist. Rechtzeitiges unterbinden oder festmachen war auch schwierig, da sie die Autos eher als wir gehört hat und das dann schon reichte, um durchzustarten. Wir haben eine Menge versucht, ihr das abzugewöhnen(Bekannte mit Autos extra hinbestellt, einer von uns hat sich am Weg zur Hauptstraße versteckt, um sie aufzuhalten). Ich an habe anderer Stelle hier im Forum schon darüber berichtet, es hat nichts gebracht. Wir waren schon ganz verzweifelt, weil wir jedesmal das Bild vom überfahrenen Hund vor Augen hatten(unser erster Hund ist überfahren worden). Da haben wir uns dann entschlossen, so ein Gerät zu kaufen. Dem Hundetrainer ist auch nichts mehr eingefallen und sein Teletakt wollten wir nicht. Nach gründlicher Recherche im Internet sind wir dann auf das o.g Gerät gekommen, wegen gringem Gewicht und großer Reichweite. Ich muß sagen, wir haben es nicht bereut. Der Einsatz ist gründlich vorbereitet worden, also längere Gewöhnungsphase ohne Einsatz und dann mit bestelltem Auto. Die beschriebene Verhaltensunterbrechung hat funktioniert und sie ließ sich ranrufen. Dann natürlich knudeln, Leckerlis, trallala. Nach wenigen erfolgreichen Einsätzen im Ernstfall war es dann vorbei. Ich wüßte auch keine andere Möglichkeit, um bei einem so dickköpfigen und schnellen Hund nach einigen dutzend Metern noch Einfluß auf das Verhalten nehmen zu können.
Ein kurzzeitig verstörter Hund ist mir lieber, als ein toter Hund. Ich will damit nicht dem permanenten Einsatz bei der Ausbildung das Wort reden. Ich habe mich vehement dagegen gewehrt, als wir im Frühjahr vergangenen Jahres unsere Odessa bekamen, und unser Sohn das Halsband sozusagen aus Beqemlichkeit als verlängertem Arm bei der Erziehung nutzen wollte. Aber auch bei Odessa hat es uns sehr geholfen. Wir bekamen sie auch aus zweiter Hand und bei den Erstbesitzern hatte sie angewöhnt, fremde Leute unvermittelt zu zwicken, nach dem scheinbar die erste Kontaktaufnahme gut verlaufen war. Da wir unsere Hunde beim Spazierengehen frei laufen lassen wurde das natürlich zum Problem. Fremde Leute am Horizont, wir das nicht rechtzeitig gesehen, und Odessa hingerannt. Erst mal freundlich, dann ging es los. Wie ein Beserker aufgeführt und gezwickt. Mit dem Gerät ließ sich das Verhalten unterbrechen und wir konnten mit ihr angebunden dann locker und freundlich zu den Leuten gehen. Jetzt nach einem halben Jahr ist das Verhalten komplett weg. D.h. entweder sie ingnoriert Fremde komplett oder, wenn ein Hund dabei ist geht vorsichtig aber freundlich hin und läßt sich manchmal auch steicheln.
Einer von unseren beiden Hunden hat das Halsband immer um, wenn wir spazieren gehen und sie frei laufen lassen wollen. Dadurch ist es für sie eine Selbstverständlichkeit und wir sind viel ruhiger, was sich auch auf die Hunde überträgt. Beim Anlegen gibt es keine Ausweichreaktionen,also ist es für sie nichts Böses. Wenn ich mit den beiden gehe, hat es immer Odessa um, weil ich Tarka mehr vertraue, bei meiner Frau ist es meist umgekehrt. Ich habe es in den letzten Monaten nur 1 mal eingesetzt, als in ca. 100m Entfernungein Mann mit einer quietschenden Schubkarre aus einem Garten kam. Beide sind im vollen Einvernehmen schlagartig losgerast, ein Zisch, und beide kamen genau so einvernehmlich zurück, obwohl nur eine das Halsband umhatte. Dann gab es natürlich eine große Belobigung.
Ich halte den Einsatz solcher Halsbänder schon für sinnvoll, natürlich nicht für die normale Ausbildung, sondern für Extremsituationen, wo es keine andere Einwirkungsmöglichkeit gibt. Nach meiner Erfahrung ist die Frustration beim Hund nicht übermäßig hoch. Man sollte es nie als Bestrafung anweden und verstehen, sondern als eine Unterbrechung eines unerwünschten Verhaltens, wo nach dem erfolgreichen Einsatz unbedingt eine Belobigung sein muß.
Ehrlicherweise muß ich sagen, daß es bei Tarka nach den ersten Einsätzen mir gegenüber schon einen Vertrauensverlust gegeben hat. Daher habe ich den Einsatz erst mal meiner Frau überlassen. Das liegt sicher daran, das Tarka ein abgrundtiefes Misstrauen gegen Männer hat, aber das war wirklich nur kurze Zeit.
Zur Technik muß ich sagen, daß das Gerät wirklich zuverlässig ist. Man muß schon ab und zu den Füllstand und die Batterie prüffen, wenn man sich 100% darauf verlassen will. Es hat sich heraus gestellt, daß nach dem Einschalten erst mal ein Sprühstoß gemacht wird, natürlich nicht am Hund. Den nach längerer Nichtbenutzung kann der Spray in der Düse verdunstet sein und der erste Stoß kommt nicht. Auf dieses Testsprühen reagieren beide z.B. überhaupt nicht mehr.

Uta + Matthias + Tarka + Odessa

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Ynys Daeargi
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Beitrag von Ynys Daeargi » 04.01.2008, 17:36

:regie: Matthias, Du hast das sehr schön auf den Punkt gebracht:
Das ist nicht die "Fernbedienung für den Hund", sondern etwas, das mensch nutzt, weil und wenn er zu langsam, zweibeinig oder entfernt ist, um anderweitig einwirken zu können und in Situationen, die anderenfalls Hund und Mensch gefährden (können). :?

Das mit der vorauseilenden Unsicherheit glaube ich übrigens nicht. :doof:
Und Leute, die Daeargi kennen, werden mir wahrscheinlich bestätigen, daß er keine Hirnmacke hat. :wink:

Aber -
er hat in seiner "Kindheit" (also etwa bis zum 14. Monat) wüst gewildert, kein Hase oder Reh waren vor ihm sicher, immer war der Hund weg, und die Alternativen lauteten, da wir am Feldrand wohnen, "irgendwann erschossen oder überfahren werden" oder "lebenslang an die Leine". :scream:

Wir haben ihn - die kalte Preßluft gab's noch nicht - unter professioneller Anleitung mit Teletakt gearbeitet. :schlaumeier:

Wild interessiert ihn immer noch. Noch immer ist das Leben leichter, wenn ich die Beute zuerst sehe. Aber er läßt sich abrufen. :top:

Ich würde sowas niemals einsetzen, um meine Hunde z.B. vom Plündern von Papierkörben oder ihren eigenartigen Vorstellungen zur Gartengestaltung abzuhalten. :twisted:

Aber es gibt Situationen, in denen man der triebstarken Terrier (und meine sind da als "echte" Jagdhunde fast noch schlimmer als die Manchester-Terrier :doof: ) mit den "Ei-dei-dei-und-dütt-dütt-dütt-Methoden" nicht Herr wird. Und das ist keine Profilneurose meinerseits, sondern eine Situation, in der, auch wenn ich das Schlagen von Kindern prinzipiell ablehne, ein Zweijähriger von mir sicher einen Klaps auf die Finger bekäme.... so, wie wenn der nämlich mit der vollen Handfläche die Hitze des Ölofens testen wollte, auch wenn wir schon mehrfach "heiß" geübt hatten. :omann:
Lieber keine Diskussionen und auch keine Verbrennungen.

Und auch wenn ich meine Zwerge natürlich für überragend intelligent halte :wink: - beim Trieb versagen bei denen die Diskussionen auch.

Wenn ich also sicher sein kann, daß es wirklich Sorge um den Hund und nicht meine Bequemlichkeit ist, ist mir so ein Mittel durchaus recht.

Für die Chiemgauer Freifrau paßt das nicht ins Konzept, ich weiß. Aber in deren Lehrfilmchen habe ich auch noch keinen einzigen Terrier gesehen. Und selbst die Ausbilderinnen in unserer Ortsgruppe hier, die extra dort zum Lernen waren, sowie außerdem Bedlingtons besitzen (und das sind diesbezüglich schon Terrier mit Milderungsgründen), mußten berichten, dort gehört zu haben, daß so manches "mit derart triebstarken Hunden eben nicht oder nur eingeschränkt" ginge. Jedenfalls aber brauche man viel mehr Zeit.

Was aber nützt es, wenn ich gegebenenfalls innerhalb von 5 bis 6 Jahren bei täglicher stundenlanger Arbeit schaffen würde, den Jagdtrieb z.B. mit Clickern unter Kontrolle zu kriegen? :grrrr:
Terrier nur für Reiche ohne berufliche Verpflichtungen? :motz:
Erschossener Hund mit 3 Jahren? :motz:

Nein.

Ich stimme Matthias zu - es gibt Dinge, die muß man, notfalls durch Verabreichung von Unwohlsein - unterbinden.
Und wenn man das im Bewußtsein der Verantwortung, die man für seinen Hund hat, überlegt und geplant tut, ist das auch nichts Böses.

Und:
Das vielzitierte Bundesverwaltungsgerichtsurteil beschäftigt sich überhaupt nicht mit diesem Fall, sondern mit Reizstromgeräten zu Ausbildungszwecken auf dem Hundeplatz!!!

But sometimes even the devil quotes scripture towards his own ends!
Carsta

steffi
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Beitrag von steffi » 04.01.2008, 18:18

Mir ist auch schon sehr oft aufgefallen, dass auf den Begleifotos diverser Hundebücher immer nur "andere" Rassen, aber sehr selten, so gut wie nie, Terrier abgebildet sind. Und jemand, der möglicherweise sehr schön mit Schäferhunden aller Colour arbeitet, ist nicht unbedingt der passende Trainer für Terrier.

Meine ersten Übungsstunden auf dem Hundeplatz mit meinem Westie sind für mich unvergesslich. Natürlich wurde ich ausgelacht, ich hatte den kleinsten Hund und dann noch nen Westie, das allein ist schon ne Lachnummer! und dann sollte der Knirps noch Gehorsam lernen!

Max hat das alles kalt gelassen und er hat jegliche Dressur abgelehnt :rofl: . Er setzte sich nicht hin, egal, welche Trainerin es versuchte ( auch der Trick mit auf den Hintern drücken und vor der Brust halten, ging gar nicht, Max wurde einfach rund im Rücken :rofl: ). Sobald jemand ihn hart anpackte, machte er erst recht zu und bei den Wattebäuschen rannte er hin und versuchte die Trainer totzuschlecken bzw. zu reanimieren (wer so jammert,muss sich elend fühlen). Das "Ablegen" war noch schlimmer. Alles gipfelte darin,dass mir erklärt wurde, ich solle mir keine Sorgen machen, der Hund sei herzensgut, aber etwas dämlich und da er so klein sei, könne er auch niemanden verletzen.

Naja, ich war stinkesauer und sehr beleidigt und stopfte wutentbrannt und fluchend meinen ahnungslosen Hund ins Auto und fuhr nach Hause. Dort zog ich ihn unsanft aus dem Auto und verdonnerte ihn zum Strafexerzieren. Die kleine Kröte wußte nämlich genau, was er zu tun hatte, er hat nur die Aufmerksamkeit um seine Person genossen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, etwas später durften der dumme Westie und ich in die Fortgeschrittenengruppe und Max legt und setzt sich immer noch 1A auf Distanz ab und wartet. Auch wenn ihm heute angesichts seiner Gesundheit so manche Schummelei erlaube, was er sehr genießt, der kleine Schlingel.

Was ich sagen will, es gibt für keinen Hund eine Patentlösung, sondern es muss immer individuell gearbeitet werden. Und bei Trieb hilft kein Wattewerfen und Jagen von Wild und Autos ist gefährlich und muss unterbunden werden, notfalls auch mit künstlichen Hilfsmitteln. Allerdings würde ich bei Duncan nie so ein Ding einsetzen, das würde ihn umbringen. Ganz sicher. Dann lieber anleinen, wo es gefährlich ist.

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Beitrag von long nose pepper » 04.01.2008, 20:07

Ich oute mich auch mal, wir haben auch so ein Ding!

Handhabe es so wie Mattias, lasse Pepper aber auch oft ohne laufen, dafür muß sie vermehrt an die Leine. Einmal Hund weg reicht für ein Menschenleben und als sie wieder kam war Ihr Jagdtrieb höher denn je. Nun hat sie so Phasen, die ich mit dem Sprüher gut im Griff habe.

Unseres hat noch einen Pieper und Pepper weiß, wenn der Pieper ertönt wird es ernst und wenn sie nicht zurückkommt, setzt es einen Sprühstoss. Somit piepen wir mittlerweile mehr als das wir sprühen.

Einige male hat mir der Sprayer den Hund aus dem Maisfeld geholt, wenn auf der anderen Seite Hase oder Reh heraussprangen :top:

Und zur Terrier Frage: In unserer Hundeschule heißte es zur Grunderziehung mindestens 6 Einzelstunden: bei Terriern 10 :rofl: :rofl: Wir haben bei Pepper 10 genommen und nur 8 gebraucht, aber nicht umsonst hat sie den Spitznamen Streber :mrgreen:
Zuletzt geändert von long nose pepper am 04.01.2008, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Sandra & Co.

Deinem Hund ist es egal wie Du aussiehst, er nimmt Dich so, wie Du bist!

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Beitrag von Slimgirly » 04.01.2008, 20:24

Ist schon seltsam wie unterschiedlich die Meinungen innerhalb verschiedener Foren zu diesem Thema auseinander gehen. :doof:

Während bei den gemischten Foren das Sprühhalsband fast durchgängig abgelehnt wird, ist es sehr schön hier auch mal ein paar andere Meinungen zu lesen. Genauso wie es nicht pauschal verteufelt werden darf, genauso falsch ist es sicherlich auch, wenn es leichtfertig eingesetzt wird nur weil man den schnellen Erziehungserfolg will. :cry:

Besonders traurig finde ich, wenn Hundetrainer von vorn herein Hilfsmittel ablehnen! Jeder Hund ist nun einmal anders; was bei dem einen hilft, funzt so gar nicht bei einem anderen! Deshalb – finde ich – das gerade Trainer alles kennen und auch anwenden können sollten! Denn wer weiß vielleicht steht ja irgendwann mal ein Mensch-Hund-Gespann auf dem Platz, für die z. Bsp. das Sprayhalsband DIE Lösung wäre. Stattdessen wird monatelang herumgedoktert, der Hund ausschließlich positiv bestärkt (was ja an und für sich nicht verkehrt ist – also bitte nicht falsch verstehen) und die Leute werden immer frustrierter auf Grund des ausbleibenden Trainingserfolges. Na ja, wenigstens wird das „Fehlverhalten“ selten schlimmer. :rofl:

Im Übrigen habe ich einen Arbeitskollegen mit zwei Westis und ich kann es schon gar nicht mehr hören: Terrier sind dickköpfig, Terrier jagen, man kann sie nicht erziehen, sie machen so wie so was sie wollen. :omann:

Eben nicht! Auch ein Terrier kann und muss erzogen werden! Nur ist ein Terrier eben kein Aussi, kein Mali und erst Recht kein Schoßhündchen!

Bisher habe ich noch nie ein Sprayhalsband einsetzen müssen, aber ich werde mich hüten zu behaupten, dass ich es auch in Zukunft niemals nie benutzen werde. Wer weiß, welche Fellnase mit welcher Baustelle mir der Zufall als nächstes bescheren wird. :D
LG,
Kathrin

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"Irgendwo wird es immer einen kleinen verlorenen Hund geben und der wird mich davon abhalten, glücklich zu sein." (Jean Anouilb)

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Beitrag von steffi » 04.01.2008, 21:36

:rofl: Ich habe noch nie einen ernsthaft jagenden Westie getroffen :rofl: :rofl: . Vielleicht sollte ich mal nach Dresden fahren. Westies jagen selten, sehr selten ernsthaft so wie zB ein Dackel und es ist sehr viel besser umzulenken als bei anderen Jagdhunden. Ein ausgelasteter beschäftigter Westie ist ein sehr angenehmer Begleithund, eigentlich so wie alle unsere Terrier. Sie wollen eben nur nicht sich selbst überlassen werden oder zu Langeweile verdonnert werden. Dann kommen gerade auch Westies auf sehr lustige Ideen :mrgreen: .

Übrigens gibt es auch in meiner Familie ein Sprühhalsband. Meine Tante hat eines für ihren Rauhhaardackel. Das Grundstück meiner Tante hat 1500qm auf 1,80m eingezäunt (damit nicht nur der Dackel,sondern auch der Welsh auf dem Grundstück bleiben. Der Welsh schaffte 1,60m und zwickte Passanten in die Waden :mrgreen: :rofl: ) und das Haus steht mittendrin. Ringsum sind Büsche in denen auch mal Igel usw. hausen. Naja, der Dackel nimmt die Spur auf und hetzt mit Spurlaut durch den Garten, und zwar zu jeder Tageszeit, klar er verliert immer seine Uhr :rofl: . Um die Nerven der Nachbarn zu schonen trägt Dackel seit über 2 Jahren nen Sprayer und ist nicht verrückter als sonst, aber leiser. Er macht nur noch hmmmhmmm :mrgreen: . Anfangs fand ich es grausam, aber die Alternative ist, Dackel nicht mehr raus, was schade wäre oder richtig Ärger für meine Tante, und das kann es nicht sein.

Nein, Jagdtrieb und Spurlaut sind nicht abzutrainieren.

Steffi

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Angel
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Beitrag von Angel » 04.01.2008, 22:17

steffi hat geschrieben:Nein, Jagdtrieb und Spurlaut sind nicht abzutrainieren.
Kann ich nur bestätigen, mein Dackeljagtterror - sorry -terrierhund Trixi jagte leidenschaftlich gern und laut, aber bei ihr habs ich geschafft, sie abrufen zu können, auch ein leidenschaftliches "pfui" wirkte immer...

Joy jedoch lässt sich bei über 3 m Entfernung nicht mehr abrufen, ist zwar durch viel Training nach spätestens 1 Min. wieder da (und vor allem bei Trillerpfeifeneinsatz *schmatz* -> Leckerchen)

Aber grad diese Verfressenheit hat ihr ja 2006 eine fast tödliche Vergiftung eingebracht - Joy ist ein Müllschlucker par exellence.

Nichts - wirklich keine Erziehungsmaßnahme - hatte vorher und auch nachher geholfen...Ich habe keine Möglichkeit gefunden, sie vom Aufnehmen Fressbarem abzuhalten.
Auf Kommando "aus" reagiert sie nur, wenn das Teil zu groß zum sofortigen Verschlucken ist. (Ja, sie bekommt sofort eine Belohnung, wenn sie davon ablässt!)

Also haben wir als letztes Mittel ein Sprayhalsband angeschafft.
Wenigstens das hält sie sofort davon ab, den Gegenstand schnellstens zu verschlucken.
Einen Lerneffekt oder eine Ängstlichkeit dadurch konnte ich aber auch (leider) nicht feststellen.:cry:
Aber wenigstens kann ich sie davon abhalten, in meinem Beisein etwas Verbotenes zu fressen :? :cry:
- ansonsten - aufpassen...aufpassen...aufpassen...

Angelika
Angelika mit Jasy Lu und Jumper (und Trixi, Joy und Julie ganz tief im Herzen) Bild

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Aljiana
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Beitrag von Aljiana » 04.01.2008, 22:34

so, jetzt hab ich etwas mehr Zeit, also antworte ich mal

Auch wir besitzen ein Sprühhalsband und zwar das gleiche wie Matthias. Wir haben es damals von unserer Hundetrainerin bekommen und sind sehr sorgfältig eingewiesen worden.

Der Grund weshalb wir es damals bekommen hatten war der:

Als wir Anna damals bekamen, war sie 2 Jahre alt und hatte ein komplettes Problem mit anderen Hunden. Sie rannte wie ein Teufel direkt auf den Hund zu (sie hat scheinbar noch nicht eines der Bücher gelesen, in denen beschrieben wird, wie sich fremde Hunde "angebracht" einander nähern). Dann gab es drei Möglichkeiten:

1: der andere Hund blieb einfach ruhig stehen, drehte den Kopf weg und wartete einfach ab. Dann hat Anna direkt vor ihm aprupt abgebremst, schnupperte und wenn man meinte, alles sei Ok, stürmte sie nach vorne, kläffte und schnappte nach dem anderen Hund. Hierbei war es egal, welche Größe der andere Hund hatte.

2: der andere Hund war empört über diese Annäherung und ging seinerseits direkt auf Anna zu. Dann stürmte sie weiter, kläffte und schnappte dabei

3: der andere Hund bekam es mit der Angst und versuchte ihr auszuweichen. Das führte dazu, dass sie die Verfolgung aufnahm und ihn kläffend und schnappend anging.

Fazit: Jeder Hundekontakt endete in Kläffen und Schnappen.

Ich hatte durchaus keine Lust, sie nur noch an der Leine zu haben (zumal sie ein Leinenberserker ist).

Meistens ließ sie sich dann nach einer Weile abrufen und kam dann stolz mit Fell im Maul zurück. Ihr Glück war, dass sie in dieser Zeit nicht einmal an einen Hund geraten ist, der ihr richtig ernst Contra geboten hat, sonst hätte das böse enden können.

Unsere HUndetrainerin meinte Anna wäre absolut nicht sozialisiert und bei einem 2 jährigen Hund sei das sehr viel Arbeit. Wir versuchten einiges. Darunter auch, sobald sie davonhechtete jubelnd und jauchzend in die andere Richtung rennen (hat nicht geklappt), Schleppleine und sobald sie davonstürmte auf das Leinenende treten (war auch nicht sehr effektiv, da sie dann kläffend an der Leine hing und sich kläffenderweise so richtig reinsteigerte, was dann eine "normale" Begegnung unmöglich gemacht hat).

Dann begannen wir mit dem Sprühhalsband. Am ersten Tag hatte die Fernbedienung unsere Trainerin und ich achtete genau auf den Zeitpunkt, wann sie den Knopf auslöste.
Der erste Hund kam, Anna stürmte los. Ich rief sie, sie reagierte nicht und so wurde sie angesprüht. Sie stoppte aprupt und genau in diesem Augenblick rief ich sie noch einmal mit dieser Jubeljauchzsstimme. Sie drehte auf dem Absatz um und kam zurück.
Angekommen, bekam sie ein Leckerli. Sie drehte sich um, sah den anderen Hund wieder und stürmte wieder los. Das gleiche Spiel. Als sie sich danach aber wieder umdrehte, den anderen Hund entdeckte wurde sie einfach nur steif, blieb aber bei uns. Meine Trainerin sagte dann, ich solle beruhigend auf sie einreden und einfach den Spaziergang fortsetzen. Also sagte ich ihr, dass das ein toller, anderer Hund sei, alles ok, er ihr nichts tun würde, blablabla...in einem beruhigenden Ton.
Die beiden begegneten sich, schnupperten aneinander, ich unterhielt mich mit der Hundebesitzerin ein wenig, während wir ein scharfes Auge auf Anna hatten. Die beiden fanden sich wohl uninteressant und fingen an, getrennt voneinander den Wegrand abzuschnuppern. Also trennten wir uns und gingen weiter.
Beim nächsten Hund stürmte sie gar nicht erst los, sondern blieb ein paar Meter von uns entfernt, war allerdings sehr angespannt.
Also wieder beruhigendes Einreden. Dieses Mal schienen die beiden sich riechen zu können und Anna ging auf einmal in die Spielstellung über. Der andere sprang sofort drauf ein und die beiden spielten und jagten sich gegenseitig um die Bäume. Das war das erste Mal, dass ich Anna mit einem anderen Hund spielen sah und ich hatte wirklich Mühe, mir die Tränen zu verkneifen. Sie wirkte so gelöst und glücklich.
Die Trainerin riet mir, jetzt in dieser Situation Anna aufzumuntern mit der "Motivationsstimme", was wir dann auch beide taten. Eine Viertelstunde tobten die beiden, dann mussten wir weiter.

Wir hatten noch einige Trainingsstunden, in denen dann ich den Auslöser hatte. Und es wurde wirklich um einiges besser. Anna kommt mit anderen Hunden wirklich super klar. Nur wenn es sehr aufdringliche Rüden sind oder sehr große, tollpatschige Hunde, die sie beim Spielen umrennen, dann stellt sie sich ihnen entgegen und kläfft. Das ist dann aber ihr gutes Recht!

Allerdings hat sie das "Erster Hund Syndrom". Wenn wir irgendwohin kommen und sie von der Leine lassen, dann wird der erste Hund, dem sie begegnet, wenn sie ihn nicht kennt, angestürmt und angekläfft. Meistens reicht ein lautes "Anna Schluss" und sie dreht bei. Dem nächsten Hund wird dann angebracht begegnet.
Das werden wir ihr wohl nie abgewöhnen. Unsere Hundetrainerin meinte, dass sie das wohl braucht, um sich daran zu erinnern, dass andere Hunde keine Feinde sind.

Wir denken, dass dieses Kläff-und Schnappverhalten aus einer Unsicherheit heraus geschieht (Angriff ist die beste Verteidigung). Da sie ein ziemlich dominanter Hund ist, kommt Wegrennen nicht in Frage.

Anna ist auch ein sehr robuster Hund. Sie nimmt einem wirklich nichts krumm und ich muss sagen, das Sprühhalsband hat sie eigentlich auch nicht verwirrt oder verstört.
Wenn es ausgelöst wurde und sie plötzlich im Lauf stoppte, sah es so aus, als wäre ihr gerade "etwas in den Kopf gekommen" und auf meinen Ruf kam sie sofort. Und zwar freudig und nicht verstört.

Der Sinn des Sprühstoß ist ja auch der, den Hund aus einer SItuation herauszuholen, wo er für nichts mehr ansprechbar ist und so einen Moment zu schaffen, in dem man den Hund rufen kann und ihn mit dem Ruf auch erreicht.
Ein Hund im Jagdtrieb (oder im Angriff) hört selten nicht deshalb nicht auf Rufen, weil er den Ruf ignoriert (es sei den die Bindung zwischen ihm und seinen Besitzerin ist sehr schlecht), sondern weil er ihn einfach nicht hört.

Bei sehr empflindlichen Hunden, die auch sonst ziemliche Probleme mit plötzlichen Geräuschen in ihrer Umgebung haben und generell eher schreckhafter Natur sind, würde das Sprühhalsband sehr viel Schaden anrichten und ich würde es hier niemals anwenden.

Viele liebe Grüße,

Lexa

monsters
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Beitrag von monsters » 05.01.2008, 12:09

Ich möchte mich auch outen.

Ich hab auch mal ein Sprühhalsband verwendet.
Ich schäme mich heute sehr dafür.


Lang lang ists her....7 Jahre. Unser Problem war Gekläff, wenn ich nicht daheim war.
Ich habe eins gelernt: An dem Spruch: GEWALT FÄNGT AN, WENN WISSEN AUFHÖRT ist viel Wahres dran.
Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich war einfach auch fertig mit den Nerven.

GsD war ich geistesgegenwärtig genug, den Gebrauch mit dem Ding sorgsam aufzubauen.
GsD war ich noch geistesgegenwärtiger, das Ding nach wenigen Tagen aus unserem Leben zu verbannen.


Pelle hatte ein Alleinbleibproblem entwickelt. Menschen mögen die schnelle Lösung. Kein Gekläff=Kein Problem mehr für uns.
Dass aber das Kläfffen nur ein Symptom für etwas war....dazu war ich schlichtweg zu blöd, um das zu erkennen.
Die richtige Weg ist manchmal langwierig...ich hab erkannt, dass Pelle einfach eine lange Zeit erstmal nicht allein sein darf, um einen wirklichen Weg aus diesem Problem finden zu können.

Das hat zugegenermassen nicht gut in mein Leben gepasst. Aber wie ich das gewährleiste, war MEIN Problem und nicht SEINS.


Es gibt für mich letztendlich keine Entschuldigung oder keine Rechtfertigung für den Gebrauch dieser Geräte.
Jeder Weg lässt sich anders gehen, jedes Problem sich auch anders lösen.
Findet man keinen Weg, liegt das in meinen Augen nicht daran, dass es keinen Weg gibt, sondern es liegt an fehlender Kompetenz und an nix anderen. Siehe mich vor 7 Jahren. Ich mein das noch nicht mal bös...jeder Hundebesitzer kommt mal an den Punkt, an dem er Hilfe von aussen braucht. Glück dem, der auf Anhieb eine wirkliche kompetente Hilfe findet.
Das einige Lösungswege für Menschen vielleicht unpraktischer sind...nun, dafür können Hunde nix.


Am wenigsten kann ich Argumente leiden, die in die Richtung "aber es ist unter Umständen lebensrettend, damit Hund nicht auf die Strasse rennt" zielen.
Gerade wenn man ein solches Problem hat, gerade dann brauchts einen Weg, den sinnvoll und durchdacht ist.
Das ist keine Rechtfertigung für Gewalt, sondern gerade hier braucht es ein langfristiges Training....ob nun für uns Menschen unbequem ist oder nicht.

Niemalsnie dürfte man solche Geräte bei Menschen anwenden...ebenso wie einige Erziehungsmassnahmen. Schon das zeigt, wie wenig wir sie bei Hunden anwenden dürfen...Wesen, die uns ausgeliefert sind und oft keine wirkliche Wahl haben.


In Anbetracht der Tatsache, dass es meinem Hund nicht gut geht und gestern abend mal wieder die Frage nach Einschläferung im Raum stand (GsD hat er sich wieder ein bissi berappelt), könnt Ihr Euch nicht vorstellen, wie wütend ich bin, weil ich soviel Zeit damit verbracht habe, Pelle mit Dingen zu drangsalieren, die einfach nicht nötig gewesen wären.
Ich hoffe sehr, dass er mir den Einsatz dieses Gerätes nicht zu sehr nachgetragen hat und bin unendlich dankbar über des Vertrauen, was er mir stets nach einiger Zeit wieder entgegengebracht hat-obwohl ich es in diesem Fall sicher nicht verdient habe.



:roll: Sorry für die krassen Worte
Zuletzt geändert von monsters am 05.01.2008, 12:42, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüsse!

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Beitrag von Dorothea » 05.01.2008, 12:40

Danke Martha

ich bin ganz deiner Meinung, zu viel Schaden an der Hundeseele können diese Geräte anrichten. Ich erlebe dann in meiner Praxis doch einige Tiere die völlig verstört sind und kein Vertrauen mehr haben zu Ihren Menschen und der Umwelt. Da ist es dann schon fast unmöglich diese Schäden wieder gerade zu biegen und es braucht sehr viel Zeit, Zeit die man sich besser vordem Einsatz eines solchen Gerätes genommen hätte. Diese Geräte sind zudem unberechenbar und bestrafen das Tier auch wenn es gar nicht angebracht ist. Meine Art Tiere zu erziehen basiert ohnehin nicht auf Strafe sonder nur auf Belohnung und Lob.

Ich werde einfach sehr sauer wenn ich höre und sehe das solcher Mist eingesetzt wird und dann auch noch als gut bewertet wird :evil:


Liebe Grüsse
Dorothea

Laika, Indra und Loona
und im Herzen Laila 20.7.1997-12.1.2011
und Bienchen 01.01.2000-31.08.2015


Zum schweigen fehlen mir die passenden Worte

Isabell
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Beitrag von Isabell » 05.01.2008, 12:40

Hey!
Also, ich besitze kein Sprühhalsband, aber muss sagen, dass es in einigen Fällen sicherlich ganz gut geeignet ist...

Ich selbst benötige so etwas (noch) nicht, aber ich kann gut nachvollziehen, wenn Menschen sich so etwas zulegen (z.B. Matthias).
Doch im Vordergrund steht, dass man sich ausführlich darüber informiert.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er sich und seinen Hund so etwas zutraut!
Liebe Grüße von Gino, Jason&Isa!
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Beitrag von monsters » 05.01.2008, 12:53

Dorothea hat geschrieben: Ich werde einfach sehr sauer wenn ich höre und sehe das solcher Mist eingesetzt wird und dann auch noch als gut bewertet wird :evil:

Ja, und es macht mich echt froh, dass Stromreizgeräte ohne Ausnahmen endlich gesetzlich verboten sind!!!

Ich hab immer wieder mit Schutzhundesportlern zu tun, bei denen der Einsatz dieser Geräte _leider_ noch recht verbreitet ist. Was nix gegen die Sparte von Hundesportlern sein soll, auch da gibts viele tolle Hundeführer, von denen ich immer wieder was lernen kann.

Ich muss aber im Test immer wieder feststellen, dass ich persönlich an meinem Körper einen Stromreiz angenehmer finde als einen Sprühreiz...wenn man die Stärke ein bissi analog einstellt.

Aber wie schön, dass wir Menschen mit unserem Gewissen ja Sprühstösse ja viel besser vereinbaren können!
Liebe Grüsse!